Bericht und Fotos aus der „Thüringer Allgemeine“ / Ausgabe: Kyffhäuser Allgemeine vom 07.11.2015
Selbst mit Herzen aus Schiefer werben Firmen um Nachwuchs
Bei den Berufsinfotagen konnten gestern etwa 600 Schüler auch in „Speed-Datings“ auf den Zahn fühlen
Landkreis 600 Schüler bei Berufsinfotage
VON TIMO GÖTZ
Sondershausen. Ein Herz hat sich
Sonja Wenkel mit viel Geschick aus einer
Schieferplatte gehämmert: „Mir macht so
was Handwerkliches viel Freude.“ Das
erlebt die 17-Jährige gestern wieder, als
sie sich am Stand der Baufirma Kunze
aus Heldrungen bei den Berufsinfotagen
in der Bundeswehrhalle in
Sondershausen an Dachschindeln
ausprobieren durfte. Die Messe findet
zum 14. Mal statt.
Beruflich sieht die Gymnasiastin aus
Sondershausen ihre Zukunft aber eher in
der Verwaltung. Dafür fand sie an den
Ständen von der Stadt Sondershausen
oder bei den Messeveranstaltern vom
Landratsamt die richtigen
Ansprechpartner. „Auf so einer Messe
bekommt man wirklich wichtige
Informationen. Man kann ja die Leute von
den Firmen einfach fragen.“
Auf diese Weise fand gestern auch der
16 Jahre alte Jan-Niklas Hommel schnell
heraus, dass es zwei Möglichkeiten gibt,
eine Karriere bei der Polizei zu beginnen.
„Ich habe mir mal die Unterschiede
zwischen Landes-und Bundespolizei
erklären lassen.
Nun kann ich mir in Ruhe überlegen, was
für mich interessanter ist.“ So verbuchte
der Gymnasiast seinen ersten Besuch
auf einer Berufsmesse als Erfolg. Die
Chance auf ein Praktikum bei der
Bundeswehr sprang außerdem noch
heraus.
Nicht nur mit praktischen Übungen und
Praktika versuchten die Behörden und
Unternehmen, den händeringend
gesuchten Nachwuchs anzulocken. Die
meisten der 55 Aussteller bei den
Berufsinfotagen ließen sich auch auf
„Speed-Datings“ mit den Jugendlichen
ein. In Gesprächsrunden von nur fünf
Minuten Dauer konnten sie sich Schülern
präsentieren, die sich vorab dafür bei den
Ausstellern ihrer Wahl angemeldet
hatten.
Ungefähr 600 Jugendliche aus Schulen
im gesamten Landkreis hatten die
Ausbildungsmesse bereits gestern
Vormittag besucht. Dabei waren die
Schüler auch selbst gefordert. In einem
Wettbewerb traten die Schulklassen
gegeneinander an. Sieben Schüler
bildeten jeweils ein Team und mussten
an verschiedenen Stationen Kraft,
Geschick und auch logisches Denken
unter Beweis stellen. Nachdem die
Mannschaften aus zehn Schulen um die
Wette Räder gewechselt, Schaltungen
verdrahtet, gemolken, Kartoffeln geschält
oder spiegelverkehrt Bilder gemalt
hatten, werden nun die Punkte
zusammengezählt. Morgen, am Ende
des zweiten Messetages werden die
Gewinner bekanntgegeben.
Geschick und Logik waren gefordert
Für die Aussteller wäre es ein großer
Gewinn, nach der Messe wieder
genügend Bewerber auf den
angebotenen Ausbildungsplätzen zu
finden.
„Vor fünf Jahren hatten wir oft 60
Bewerbungen auf die fünf oder sechs
Ausbildungsstellen, die wir im
Unternehmen haben. Heute sind es im
besten Fall zehn“, schildert
Dachdeckermeisterin Klaudia Daßler die
Lage in der Baufirma Kunze. Auch in den
„Grünen Berufen“ wird der Nachwuchs
knapp.
Deshalb warb Martin Wagner vom
Landwirtschaftsamt in Bad
Frankenhausen für die freien
Ausbildungsplätze in den etwa 50 Agrar-
Unternehmen der Nordthüringer Region
und der Landwirtschaftsschule. „Es gibt
Betriebe, die bemühen sich schon seit
Jahren vergeblich, geeignete
Jugendliche für die Ausbildung zu
gewinnen.“
Ähnlich händeringend suchen auch die
Personalverantwortlichen bei den
Technologiefirmen Wago oder Elso aus
Sondershausen geeignete Bewerber auf
Ausbildungsstellen in ihren Betrieben.
Natürlich stellten auch sie sich auf der
Messe vor.
Das nutzte Regelschüler Tobias Koch,
um sich gute Aussichten auf einen Job
als Werkzeugmechaniker zu verschaffen.
„Ich habe mit den Leuten am Stand
gesprochen und weiß nun, was ich tun
muss, um eine Ausbildungsstelle zu
bekommen“, verließ der 14-Jährige die
Messe gestern guter Dinge.
Martin Sommer (rechts) Lehrer für Wirtschafts-Recht und
Latein vom Geschwister-Scholl-Gymnasium
Sondershausen besuchte ebenfalls die Berufsinfotage
mit seinen Schülerinnen. Hier interessieren sie sich für
das Unternehmen Wago Kontakttechnik.
Foto: Henning Most
Bericht und Foto aus der „Thüringer Allgmeine“ / Ausgabe: Kyffhäuser Allgemeine vom 06.06.2015
Neue Trikots
Unterstützung für Nachwuchs- und Männer-Fußballmanschaften
Fußball-Dresse für Herren und Nachwuchskicker
Dank der Großzügigkeit zweier Sponsoren dürfen sich
sowohl die ab kommender Spielzeit in der Altersklasse D-
Junioren spielenden Nachwuchskicker als auch die Herren
der LSG über neue Outfits freuen. Für die Junioren
sponsorte das Bauunternehmen Kunze aus Heldrungen
bereits zur letztjährigen Weihnachtsfeier neue Trikots. Die
offizielle Übergabe durch Geschäftsführer Silvio Kunze
erfolgte Ende April und prompt gewannen die Knirpse ihr
erstes Match mit den neuen Trikots. Für die Männer gab es
vor dem letzten Keimspiel neue Sweatshirts, die das
Tiefbauunternehmen Kühnhold aus Hemleben zur Verfügung
stellte.
Christopfer Plischka, Oberheldrungen
Die Fußballmanschaft der D-Jugend der LSG 80 Oberheldrungen mit ihren neuen
Kurzarm-Trikots.
Foto: privat
Bericht und Fotos aus der „Thüringer Allgemeine“ / Ausgabe: Kyffhäuser Allgemeine vom 26.01.2015
Viele Betriebe suchen Auszubildende, doch entsprechende Noten sind trotzdem Pflicht
3. JAP-Börse in Bottendorf konnte erfreulichen Zuwachs an Teilnehmern verzeichnen. Erstmals auch Unternehmen aus Sachsen-Anhalt dabei
VON KERSTIN FISCHER
Bottendorf. Marvin Christiani ist 16 und auf der Suche nach einem
Ausbildungsplatz. Der Memlebener hat keine Vorstellung, was er
später mal machen möchte. Zusammen mit Mutter Monique und
deren Lebenspartner hofft der Zehntklässler auf Anregung auf der
JAP-Börse in Bottendorf.
Wie Marvin wollen sich viele am Samstag in der Mehrzweckhalle
über Ausbildungsmöglichkeiten und Jobchancen informieren. JAP,
das steht für Job, Ausbildung, Praktikum. Hier haben Unternehmen
aus Industrie, Landwirtschaft und Handwerk sowie Vertreter aus
dem Bereich Soziales und Gesundheit, Banken, Bundeswehr sowie
freie und private Bildungsträger ihre Stände aufgebaut. Auch
Bundeswehr und Polizei sind dabei. Die JAP-Börse der Region
Roßleben, die von der Stadt, dem VHS-Bildungswerk Thüringen und
dem Kreisjugendring organisiert wird, richtet sich sowohl an
Berufsanfänger, als auch Praktikums- und Arbeitsuchende und wird
schon zum 3. Mal veranstaltet. Und ertsmals, wie Landrätin Antje
Hochwind (SPD) bei der Eröffnung betont, unter Beteiligung des
Burgenlandkreises.
Mechatroniker-Lehrling Nils Steinmann (links) setzt das Modell einer Blechrollen-maschine in
Gang, während sich Matthias Hampe und Mutter Doreen über Ausbildungs- berufe bei Wago in
Sondershausen informieren.
Foto: Kerstin Fischer
Heiko Goniwiecha von der Lafarge Zement GmbH in Karsdorf im
benachbarten Sachen-Anhalt freut sich, hier zu sein und hat alles für
einen erfolgreichen Verlauf vorbereitet: Ein ansprechender Stand,
Prospekte, und natürlich gibt’s auch ein paar Werbestücke. Und, ganz
wichtig, der Laptop, auf dem das Lehrlingsentgeld zu entnehmen ist, das
der Betrieb seinen Azubis zahlt. „Tarif!“, betont der Lehrausbilder Metall.
Ohne das, fügt er hinzu, sei es schwer, gute Bewerber zu finden.
Freie Ausbildungsplätze noch für dieses Jahr
„Wir bilden in vier Richtungen aus: Industriemechaniker, Elektroniker,
Baustoffprüfer und Industriekaufleute“, erzählt Goniwiecha, „und aktuell
für 2015 suchen wir noch einen angehenden Elektroniker“. Wie Lafagre
Zement geht es auch vielen anderen Betrieben der Region. Gab es
früher einen Überhang an Bewerbern, können jetzt die Schulabgänger
wählen, wo sie ihre Bewerbungsunterlagen einreichen.
Darauf verwies auch Landrätin Hochwind, die als Schirmherrin die JAP-
Börse eröffnete und Bewerbern riet, diese Chance zu nutzen, den
Organisatoren dankte und sich im Namen des Landkreises den
Unternehmen der Region „als Partner an Ihrer Seite“ empfahl. Schließlich
habe der Kreis es sich zur Aufgabe gemacht, die jungen Leute in der
Region zu halten, statt davonziehen zu lassen.
Konrad Leißig stellte sich beim Kunze-Baubetrieb geschickt an und klopfte aus einer
Schieferplatte ein Herz.
Mehr Beteiligung aus der Region gewünscht
Doch ohne entsprechende Noten wird’s schwierig. Das bekamen die
Interessierten immer wieder zu hören, ob bei der Baufirma Mütze &
Rätzel aus Wohlmirstedt, Fashy aus Wiehe, Kloßmassehersteller
Henglein aus Laucha, SAS Sangerhausen oder der
Landespolizeiinspektion Nordhausen.
Insgesamt 25 Unternehmen hatten in der Mehrzweckhalle ihre Stände
aufgebaut. Ein deutliches Plus gegenüber dem Vohrjahr, wo die Zahl der
Aussteller unter zwanzig geblieben war. Für Susanne Kammlodt vom
Mehrgenerationenhaus in Roßleben aber trotzdem nicht genug
angesichts 300 verschickter Einladungen. Vor allem von den Betrieben
aus dem Roßlebener Bereich zeigte sie sich enttäuscht. „Hier hätten wir
uns mehr Beteiligung gewünscht“, sagte sie.
Um so erfreulicher zeigte sie sich über die Teilnahme der fünf Betriebe
aus dem Burgenlandkreis. Von Anfang an sei die Idee gewesen, die
JAP-Börse länderübergreifend zu gestalten. „Diesmal hat’s endlich
geklappt“, so Kammlodt. Schon kurz nach der Eröffnung füllt sich die
Halle mit Besuchern. Christina Boenke von Sumitomo in Wiehe freut’s:
„Am Samstag kommen Leute, die sich wirklich interessieren“, findet die
Technische Zeichnerin den Wochenendtermin für so eine Berufsbörse
besser als einen in der Woche, wo Erscheinen Pflicht ist.
Auch bei Sumitromo Wiehe blieben viele stehen und erkundigten sich nach Arbeits-
und Ausbildungsmöglichkeiten
Der 14-jährige Matthias Hampe hat bereits erste Zukunftspläne:
„Was Handwerkliches“ möchte er machen, erzählt der
Achtklässler aus Roßleben, der zusammen mit Mutter Doreen
gerade bei Wago Kontakttechnik aus Sondershausen Halt macht,
wo die Azubis Nils Steinmann und Raik Parismus für ihre Berufe
Mechatroniker und Werkzeugmacher werben.
Konrad Leißing aus Zeisdorf (Sachsen-Anhalt) stellt sich derweil
bei der Bau- und Dachdeckerfirma Kunze aus Heldrungen gar
nicht ungeschickt an, als er mit dem Schieferhammer über der
Haubrücke aus einer Schieferplatte ein vorgezeichnetes Herz
klopft. Firmenchef Silvio Kunze zeigt sich zufrieden und rät dem
zierlichen Achtklässler dazu, viele Arbeiten im Haus zu erledigen
„Davon gibt’s Kraft. Ohne zweiwöchiges Praktikum gibt’s bei
Kunze aber keinen Vertrag. Auf dem Dach sei Gleichgewicht
gefragt, und Arbeit in luftiger Höhe dürfe auch nichts ausmachen.
Hier scheiterten angehende Bewerber leider oft.
Auf Jobsuche ist David Wendler. „Aber da habe ich hier noch nichts
gefunden. Alles nur Angebote für Berufsanfänger“, bedauert der
Handelsfachwirt, der aus Artern gekommen ist und auf der Börse
schon die zweite Runde gedreht hat.
Am Ende haben sich zwei zumindest schon mal gefunden: Heiko
Goniwiecha von Lafarge - und Marvin Christiani. „Melde dich zum
Gespräch“, ruft Goniwiecha dem jungen Memlebener nach, als der
sich von dem Lehrausbilder verabschiedet. Wenn an diesem Tag
noch so ein paar hoffnungsvolle Kontakte zustande kamen, hat die
Börse schon was gebracht.
PRESSEARTIKEL - 2015